Neue Publikation von Thomas Beißinger (Fachgebietsleitung Dienstleistungs- und Arbeitsmarktökonomik) in Comparative Economic Studies [08.12.25]
"Divergence in Labour Force Growth in Open Economies: Should Wages and Prices Grow Faster in Germany?" mit Martyna Marczak (Trinity College Dublin) und Joel Hellier (University of Nantes).
Das in der Forschungsarbeit entwickelte Modell zeigt, dass in offenen Volkswirtschaften mit geringerem Arbeitskräftewachstum, wie etwa Deutschland, Löhne, Preise und das reale Pro-Kopf-Einkommen tendenziell schneller steigen sollten. Andernfalls drohen den Handelspartnern (möglicherweise) steigende Arbeitslosigkeit oder Handelsdefizite.
Das Modell wurde auf Deutschland angewendet, das mit Ausnahme der Zeit der Wiedervereinigung ein moderates Arbeitskräftewachstum verzeichnet hat. Da Güter nach Herkunftsland differenziert werden (Armington-Hypothese), schränkt das geringe Wachstum der Erwerbsbevölkerung die deutsche Produktion ein und dürfte zu einem Anstieg der Preise und Löhne im Vergleich zu anderen Ländern führen. Dieser Mechanismus wird durch die geringe Preiselastizität der Nachfrage nach deutschen Gütern noch verstärkt. Daher könnte die deutsche Lohnzurückhaltung die politischen Optionen anderer Länder einschränken. Simulationen unter Verwendung einer erweiterten Version des Modells deuten darauf hin, dass (i) Unterschiede im Wachstum der Erwerbsbevölkerung einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit innerhalb der Eurozone hatten und möglicherweise zu der schweren Wirtschaftskrise beigetragen haben, mit der die südeuropäischen Länder zwischen 2010 und 2015 konfrontiert waren, und (ii) der demografische Schock nach der Wiedervereinigung einen Großteil der wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands von 1995 bis 2005 erklären könnte.

